Wie erkennt man gute Kartenleger?

Wie der Tiefenpsychologe C.G. Jung erkannte, spiegelt das Tarot im Alltagsbewusstsein unser Innerstes wider. Ziehe ich dann also eine Karte, erfahre ich einen spiegelgleichen Widerhall meines Unterbewusstseins, also Eindrücke, die aus meinem ganz persönlichen Erleben stammen und mit meiner ureigensten Biographie zu tun haben.

Stelle ich in meinem Alltagsbewusstsein also eine Frage über eine bestimmte Person oder gar über die mögliche Zukunft, dann erhalte ich eine Antwort, die mit meinen persönlichen Erwartungen, Erfahrungen, Wünschen und Ängsten zu tun hat. Das mag einen therapeutischen Effekt für mich haben aber es ist keine zuverlässige Informationsquelle, wenn ich bestimmte Dinge in Erfahrung bringen möchte.

Genauso ist es, wenn sie sich einem Kartenleger anvertrauen, der aus seinem Alltagsbewusstsein heraus die Karten legt. Achso: was meine ich überhaupt mit Alltagsbewusstsein?

Alltagsbewusstsein

Damit meine ich den gewöhnlichen Zustand, indem wir uns meist befinden und bei dem wir uns mit der dualen Welt identifizieren. Hier erleben wir Gut und Schlecht, Zuneigung und Abneigung, Gewinn und Verlust u.s.w.

Ich vermute, dass die meisten Kartenleger aus diesem Grund keine große Hilfe sind, weil sie sich während des Kartenlegens im Alltagsbewusstsein befinden. Aus dieser Perspektive heraus tun sie das Gleiche, das sie selbst beim Kartenlegen auch tun: sie spiegeln ihr eigenes Inneres zu dem Fragethema wider. Ich habe das selbst mit Kartenlegern erlebt und auch bei mir selbst, wenn ich mir selbst oder anderen die Karten gelegt habe.

Die Quelle

Durch Ausprobieren habe ich dann herausgefunden (ich blicke auf 30 Jahre Erfahrung zurück), dass richtiges Kartenlegen, so wie die meisten es verstehen und erwarten, erst dann geschehen kann, wenn ich beim Kartenlegen nicht im Alltagsbewusstsein verharre, sondern Kontakt mit meiner Quelle oder besser gesagt "Der Quelle" habe. Vereinfacht gesagt ist das ein Zustand, in dem es still ist. Hier gibt es keine bewertenden Gedanken, kein Gut, kein Schlecht, keine Abneigung, keine Zuneigung. Es ist ein unpersönlicher, unaussprechlicher und friedlicher Ort.

Wenn sie diesen Ort einmal gefunden haben, werden sie ziemlich leicht wieder zu ihm zurück finden, indem sie einfach ganz still sind und beispielsweise ihren Atem beobachten. Ohne einen Gedanken. Legen sie nun aus der inneren Stille die Tarotkarten mit dem Hintergrund ihrer Frage und sie werden reine und ungefilterte Antworten erhalten. Ob sie die Antwort des Tarot verstehen hängt dann wiederum von ihrem Sachverstand bzw. ihrer Intuition ab.

Tipp: wenn sie sich selbst die Karten legen, vermeiden sie persönliche Begriffe wie "ich", "meine", "mir" etc. Anstattdessen sprechen sie von sich selbst, wie von einer anderen Person. Wenn sie z.B. Bärbel heißen, dann fragen sie "wie steht Frank zu Bärbel?" anstatt "wie steht Frank zu mir?". Das hilft eine emotional distanziertere Haltung zu schaffen, die zu klareren Ergebnissen führt.

Außerdem ist es wichtig wen sie fragen. Richten sie ihre Frage z.B. an "die kosmische Quelle", "Gott" oder etwas weit übergeordnetes, das eine allwissende Quelle für sie darstellt.

Wirklich gute und erfahrene Kartenleger(innen) sollten also in der Lage sein, aus ihrem persönlich verhafteten Alltagsbewusstsein heraus zu treten. Wenn ich so manchen Kartenleger(in) im Fernsehen beobachte, bekomme ich berechtigte Zweifel. Allein schon durch die Arbeitsumgebung...


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